Walti: S Gält wotti zum Voorus.
Helly: (gibt ihm Geld) Da, Walti. D Helfti jetz, die ander, wänn s Video im Chaschten isch.
Nöd, dass Sie mr no abhaued.
Walti: (zählt die Noten) Hundert, zweihundert, zweihundertfüfzg. Oké.
Helly: Und da, es Fläschli Wodka. (gibt ihm die Flasche)
Walti: Ou, danke, isch dänn nett vo Ine. (schraubt die Flasche auf, trinkt).
Um was gahts i dere Gschicht genau?
Helly: Ich mach en Film über Sälbschtmord, über Mänsche, wo sich umbringed.
Walti: (schaut sich um). Uf em Friedhof am ne Novämberabig.
Helly: Genau. Und ich bruuch en guete Darschteller, wo die Rolle schpilt.
Walti: Und wieso grad ich? Ich bi doch gar kän Schauschpieler.
Helly: Will Sie die richtig Usstrahlig Händ, Walti, das han ich gschpürt, won ich Sie e paar
Minute beobachtet ha. Sie schtönd nöd uf de Sunnesiite vom Läbe, und im Film schpiled
Sie en Maa, wo sich uf em Friedhof mit Schnaps und Schlaftablette s Läbe nimmt.
Das werded Sie guet mache.
Walti: Aha. Und dezue törf ich Wodka trinke.
Helly: Es isch gar nöd schlächt, wänn Sie e chli aatrunke sind, dänn würked Sie ächt. Und ich
nimm Sie ja vo hinde uuf, me wird Sie im Film nöd erchänne.
Walti (empört): Wieso nöd?? Klar, söll me mich erchänne, und Sie törfet ruhig säge, das sei de
Walti, wo amigs vor de Poscht d Obdachloseziitig verchauft. Da isch guet fürs Geschäft!
Helly: Also guet.
Walti: Was mues ich jetz mache?
Helly: Nüt Schwierigs. Sie laufed eifach gradus bis zu säbem Mürli, grad näbed säbem höche Grabschtei. Det sitzed Sie ab. Säge müend Sie nüt.
Walti: Wird das ein Schtummfilm?
Helly: Nei, aber d Tonspur mach ich spöter separat.
Walti: Und was säged Sie det?
Helly: Das cha Ine doch gliich Sie.
Walti: Näi, das wott ich wüsse! Ich bi ja de Hauptdarschteller, oder?
Helly: Stimmt Walti, Tschuldigung. Ich rede eben über Lüüt, wos so schlächt gaat, dass sie
nümme wänd läbe. Teil bringed sich um, anderi holed Hilf. Ich säge, wo me Hilf überchunt.
(Walti trinkt.)
Aber jetz fange mr a. Aso, Sie sitzed det vorne ab, trinked e chli Schnaps. Da sind no d Tablette.
Das isch e so homöopathisches Züg. Vo dene lönd Sie e paar uf dem Zunge vergaa. Started Sie
jetz. Ja, Sie törfed ruhig e chli unsicher laufe. Guet so, e chli längsämer, ja so. Jetz sitzed Sie ab.
Walti (nörgelnd): Die Muur isch aber füecht, und d Erde isch ein Matsch.
Helly: Dreharbeite sind kä Party, sondern Arbet, Sie sind jetzt Schauschpieler, also schpieled Sie,
statt z jammere! Übrigens isch das genau s richtige Wätter für so nen Film. Oder würded Sie sich
am ene sunnige Früeligstag umbringe?
Walti: Ich bring mich überhaupt nöd um. (trinkt) Und jetz?
Helly: Ich filme Sie vo schräg hinde. Sie mached s Pilledösli uf. Me gseht vo hinde, wie s Dösli
siitlich uf de Bode rollt, und d Fläsche lönd Sie au gheie.
Walti: Und jetz?
Helly: Jetz müend Sie es Ziitli sitze bliibe.
Walti: Ich bin nass bis uf d Chnoche.
Helly: Ja, ich au. Aber die paar Minute bruuch ich, wenn ich schpöter de Text säge.
Trinked Sie no chli, das git warm.
PAUSE
Walti: Äh, sorry, aber mir gahts nöd guet.
Helly: Es bitzli müend Sie no durehebe. Glii hämmers.
Walti: Aber mir ischs plötzli so trümmlig.
Helly: Käs Wunder, bi dem Quantum Wodka, wo Sie intus händ.
Walti: Chabis. Das bitzeli Schnaps verträg ich no vor em Zmorge. Ou, ich chum no d Auge
offe bhalte. (Pause) Säged Sie, sind das würkli nur hömöpatischi Pille gsii?
Helly: Jetz chan ich s Ine ja geschtah, Walti. Es sind ganz schtarchi Schlaftablette gsi. Bald
werded Sie iischlaafe – für immer. Zur Beerdigung händ Sies dänn ja nöd wiit.
Walti: Werum?
Helly: Ja, lueged Sie: Ich bi gar kä Filmregisseurin, sondern Schriftschtelleri. Ich schriibe Krimi.
Aber immer han ich Gwalttate nur erfunden und die Figuure, wo d Dräckarbet gmacht händ.
Jetz will ich mini Fantasie emal uusprobiere, sälber erläbe, wie s isch, öpper z ermorde.
Walti: Werum grad ich?
Helly: Will du s perfäkte Opfer bisch. Em Tüüfel ab em Chare gheit, käs Dihei, kä Familie, du
wirsch niemertem fähle. De Friedhofgärtner wird dich morn am Morge finde. Niemer wird dra
zwiifle, dass es Selbschtmord gsi isch.
Walti: stöhnt.
Helly: De isch übere, de vertwachet nümme. No schnäll s Gält neh, das ghört jetz wider mir. –
De arm Cheib hät scho rächt gha: das Wätter isch e Zuemuetig. Aber er häts ja hinder sich.
Jetz han ich mir au e gueti Portion Wodka verdient. (trinkt tüchtig)
PAUSE
Helly: Wo bin ich?
Walti: Im Schpital.
Helly: Wo?? Walti?! Was mached dänn Sie da?
Walti: S Gliich wie Sie, Helly: mich uufwärme. Wänn Sie lütet, bringt d Schwöschter Ine heisse Tee.
De Friedhofgärtner hät eus beide grettet. Ich bi vom Schnaps plemplem gsi, und Sie händ
d Schlaftablette im reschtliche Wodka umghaue.
Helly: Was? Schlaftablette im Wodka? Händ Sie die Dragées dänn nöd…
Walti: …uf de Zunge vergaa la? Sicher nöd. – Was glaubed Sie eigetli? Klar, nimm ich 500 Stutz
und e Fläsche Hochprozäntigs, wänn ich s überchume. Aber ich bi doch nöd uf Sie inegheit, blöd
bin i nämli nöd.
Helly: Händ Sie mir alles nu vorgschpielt?? Sie sind ja dure bi Rot! Ich hett chöne draufgah!
Walti: Sie händ doch sälber gseit, ich sig ein guete Schauspieler. Übrigens, Sie schulded mir dänn
no s Honorar – s ganze.
Kurzkrimi von Isabel Morf
Wodka für de Walti
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