Schrottreif

Ein Zürich-Krimi

Kurz nach 19 Uhr kam Valerie nach

Hause und schaute nach ihrer Post.

Im Postkasten lag ein Paket. Ohne

Absender. Sie runzelte die Stirn.

Geburtstag hatte sie nicht und

bestellt hatte sie auch nichts. Der

Hund schnupperte.

»Na«, fragte Valerie lachend, »ist

das für dich? Hast du heimlich

Hundefutter  bestellt? Passt es dir

nicht mehr, was ich dir vorsetze?«

Irgendwie schien es auch ihr, dass

das Paket ein bisschen roch. In der

Wohnung riss sie es auf. Sie starrte

ein paar Sekunden auf den Inhalt.

Ihr Herz klopfte heftig, noch bevor

ihr Verstand begriff.

»Verdammte Scheiße«, rief sie aus.

Zornestränen schossen ihr in die

Augen. In dem Paket lag ein toter

Fisch. Ein Fisch, der schon eine

ganze Weile verendet war. Ein toter

Fisch mit glasigen Augen, einem

grauen Leib, der jetzt deutlich stank.

Sie legte die Schachtel ab und

scheuchte den Hund weg. Halb

verborgen unter dem Fisch entdeckte

sie einen Bogen Papier. Sie zog ihn

heraus.

›Beste Grüße‹ stand darauf. Nichts

weiter. Der Text bestand aus

Buchstaben, die aus einer Zeitung

ausgeschnitten und aufgeklebt

worden waren. Sie wollte den Zettel

schon zerreißen, hielt aber inne.

Moment, dachte sie, der Anruf

gestern Nacht. Jetzt das Paket. Bevor

sie weiter überlegen konnte, klingelte

das Telefon. Lina hatte doch gesagt,

sie würde heute Abend anrufen.

Valerie hob ab. »Lina!«, rief sie. Es

war nicht ihre Freundin. Es war

wieder dieses Kichern von gestern

Nacht, dieses Flüstern: »Valerie, wie

gefällt dir das? Sieht nicht schön aus,

so ein toter Fisch, oder? Du wirst

auch nicht besser aussehen, wenn

du tot bist.«

 

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